Folge 06: Rotatorenmanschette

Folge 06: Rotatorenmanschette

Als Rotatorenmanschette wird eine Gruppe von vier Muskeln der dorsalen Schultergelenkmuskulatur bezeichnet:

  • Musculus supraspinatus (oberer SchultergrĂ€tenmuskel),
  • Musculus subscapularis (vorne),
  • Musculus infraspinatus (hinten oben),
  • Musculus teres minor (hinten unten).

Alle vier Muskeln ziehen vom Schulterblatt zum Oberarmkopf und umgeben das Schultergelenk: Die Muskeln sind von außen nicht sichtbar, sondern vom breiten und krĂ€ftigen Deltamuskel (Musculus deltoideus) umfasst.

Die Aufgabe der Rotatorenmanschette besteht darin, den Oberarmknochenkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblattes zu halten. Das funktionelle Resultat ist eine extreme Beweglichkeit in mehreren Beugeebenen und der Drehachse der Schulter.

Lerntipp đŸ«€

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Auf Youtube kannst Du mittels der Kapitelfunktion gezielt einzelne Muskeln nachhören.

M. supraspinatus

Der Musculus supraspinatus (lat. fĂŒr „ObergrĂ€tenmuskel“) verlĂ€uft nahezu horizontal vom oberen Abschnitt der RĂŒckseite des Schulterblatts zum Gelenkkopf des Oberarmknochens. Dabei wird er grĂ¶ĂŸtenteils vom Musculus trapezius bedeckt.

Funktion

Der Musculus supraspinatus assistiert dem Musculus deltoideus beim Abspreizen des Armes vom Körper (Abduktion). Dadurch, dass die Ansatzsehne mit der Gelenkkapsel des Schultergelenks verwachsen ist, spannt er diese und verhindert, dass beim Anheben des Arms Falten der Kapsel eingeklemmt werden.[1]

M. supraspinatus
Ursprung Fossa supraspinata scapulae
Ansatz Tuberculum majus humeri

Klinik

Krankhafte VerĂ€nderungen der Sehne des Musculus supraspinatus sind eine hĂ€ufige Ursache fĂŒr Schulterschmerzen. Die Sehne ist dann meistens entzĂŒndet. Eine hĂ€ufige Ursache fĂŒr diese EntzĂŒndung ist eine Einklemmung der Sehne. Dies wird als Impingement bezeichnet. Die Sehne kann außerdem partiell oder komplett reißen. Dann spricht man von einer Rotatorenmanschettenruptur.


M. infraspinatus

Der Musculus infraspinatus (lateinisch fĂŒr „UntergrĂ€tenmuskel“) entspringt der Fossa infraspinata des Schulterblatts und zieht zum Tuberculum majus des Oberarmknochens.

Funktion

Er ist verantwortlich fĂŒr das seitliche Abspreizen des Armes (Abduktion) und fĂŒr die Gegenbewegung, das seitliche Herziehen des Armes (Adduktion). Hauptaufgabe besteht in der Außenrotation.


M. teres minor

Der Musculus teres minor (lat. fĂŒr „kleiner runder Muskel“) entspringt am Ă€ußeren Rand des Schulterblattes und zieht zum Oberarmknochen. Zusammen mit dem Musculus teres major begrenzt er die AchsellĂŒcke.

Funktion

Der Musculus teres minor ist verantwortlich fĂŒr Adduktion (d. h. WiederheranfĂŒhren des abgewinkelten Armes an den Körper), Außenrotation und Retroversion (d. h. Ausstrecken des Armes nach hinten) des Oberarmes.


M. subscapularis

Der Musculus subscapularis (lat. fĂŒr „Unterschulterblattmuskel“) entspringt der Vorderseite des Schulterblatts, welche er vollstĂ€ndig vollstĂ€ndig bedeckt. Von hier zieht er zum Oberarm.

Funktion

Der Musculus subscapularis ist der stĂ€rkste Innenrotator des Schultergelenks. Sein unterer Anteil kann den Arm adduzieren (an den Körper heranfĂŒhren) und sein oberer Anteil den Arm abduzieren (vom Körper weg, zur Seite hin heben).[2][3]

Klinik

Die breite Endsehne des Musculus subscapularis ist ein wichtiger Schutz gegen eine vordere Luxation des Oberarmknochens. Bei einer LĂ€hmung kann die HandflĂ€che der kranken Seite nur schwer und mit UnterstĂŒtzung der anderen Muskeln an den RĂŒcken gefĂŒhrt werden, da die Innenrotation stark eingeschrĂ€nkt ist.


Rotatorenmanschette Klinik

Bei LĂ€hmung eines Muskels innerhalb der Rotatorenmanschette kommt es zu Verstellungen des Oberarmknochens im Schultergelenk. Dies erhöht die Gefahr fĂŒr luxationen des Schultergelenks.

Beim Sturz auf den Arm oder auf die Schulter kommt es hÀufig zu Rissen, einer sogenannten Rotatorenmanschettenruptur, und manchmal auch zu Knochenabrissen an den AnsÀtzen des Musculus subscapularis und Musculus supraspinatus. Betroffen sind meist die sehnigen Anteile, da die MuskelansÀtze weniger durchblutet sind und unter hoher Spannung stehen.

Am hĂ€ufigsten treten Risse am M. Supraspinatus auf, gefolgt vom Infraspinatus und M. Subscapularis. Der Teres minor ist hingegen selten betroffen. Neben traumatischen Ursachen wie UnfĂ€llen können auch degenerative Prozesse z. B. infolge eines Impingement-Syndroms zu Sehnenrissen oder -anrissen in der Rotatorenmanschette fĂŒhren.