Folge 06: Rotatorenmanschette
Als Rotatorenmanschette wird eine Gruppe von vier Muskeln der dorsalen Schultergelenkmuskulatur bezeichnet:
- Musculus supraspinatus (oberer SchultergrÀtenmuskel),
- Musculus subscapularis (vorne),
- Musculus infraspinatus (hinten oben),
- Musculus teres minor (hinten unten).
Alle vier Muskeln ziehen vom Schulterblatt zum Oberarmkopf und umgeben das Schultergelenk: Die Muskeln sind von auĂen nicht sichtbar, sondern vom breiten und krĂ€ftigen Deltamuskel (Musculus deltoideus) umfasst.
Die Aufgabe der Rotatorenmanschette besteht darin, den Oberarmknochenkopf in der sehr flachen Gelenkpfanne des Schulterblattes zu halten. Das funktionelle Resultat ist eine extreme Beweglichkeit in mehreren Beugeebenen und der Drehachse der Schulter.
Lerntipp đ«
M. supraspinatus
Der Musculus supraspinatus (lat. fĂŒr âObergrĂ€tenmuskelâ) verlĂ€uft nahezu horizontal vom oberen Abschnitt der RĂŒckseite des Schulterblatts zum Gelenkkopf des Oberarmknochens. Dabei wird er gröĂtenteils vom Musculus trapezius bedeckt.
Funktion
Der Musculus supraspinatus assistiert dem Musculus deltoideus beim Abspreizen des Armes vom Körper (Abduktion). Dadurch, dass die Ansatzsehne mit der Gelenkkapsel des Schultergelenks verwachsen ist, spannt er diese und verhindert, dass beim Anheben des Arms Falten der Kapsel eingeklemmt werden.[1]
M. supraspinatus | |
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Ursprung | Fossa supraspinata scapulae |
Ansatz | Tuberculum majus humeri |
Klinik
Krankhafte VerĂ€nderungen der Sehne des Musculus supraspinatus sind eine hĂ€ufige Ursache fĂŒr Schulterschmerzen. Die Sehne ist dann meistens entzĂŒndet. Eine hĂ€ufige Ursache fĂŒr diese EntzĂŒndung ist eine Einklemmung der Sehne. Dies wird als Impingement bezeichnet. Die Sehne kann auĂerdem partiell oder komplett reiĂen. Dann spricht man von einer Rotatorenmanschettenruptur.
M. infraspinatus
Der Musculus infraspinatus (lateinisch fĂŒr âUntergrĂ€tenmuskelâ) entspringt der Fossa infraspinata des Schulterblatts und zieht zum Tuberculum majus des Oberarmknochens.
Funktion
Er ist verantwortlich fĂŒr das seitliche Abspreizen des Armes (Abduktion) und fĂŒr die Gegenbewegung, das seitliche Herziehen des Armes (Adduktion). Hauptaufgabe besteht in der AuĂenrotation.
M. teres minor
Der Musculus teres minor (lat. fĂŒr âkleiner runder Muskelâ) entspringt am Ă€uĂeren Rand des Schulterblattes und zieht zum Oberarmknochen. Zusammen mit dem Musculus teres major begrenzt er die AchsellĂŒcke.
Funktion
Der Musculus teres minor ist verantwortlich fĂŒr Adduktion (d. h. WiederheranfĂŒhren des abgewinkelten Armes an den Körper), AuĂenrotation und Retroversion (d. h. Ausstrecken des Armes nach hinten) des Oberarmes.
M. subscapularis
Der Musculus subscapularis (lat. fĂŒr âUnterschulterblattmuskelâ) entspringt der Vorderseite des Schulterblatts, welche er vollstĂ€ndig vollstĂ€ndig bedeckt. Von hier zieht er zum Oberarm.
Funktion
Der Musculus subscapularis ist der stĂ€rkste Innenrotator des Schultergelenks. Sein unterer Anteil kann den Arm adduzieren (an den Körper heranfĂŒhren) und sein oberer Anteil den Arm abduzieren (vom Körper weg, zur Seite hin heben).[2][3]
Klinik
Die breite Endsehne des Musculus subscapularis ist ein wichtiger Schutz gegen eine vordere Luxation des Oberarmknochens. Bei einer LĂ€hmung kann die HandflĂ€che der kranken Seite nur schwer und mit UnterstĂŒtzung der anderen Muskeln an den RĂŒcken gefĂŒhrt werden, da die Innenrotation stark eingeschrĂ€nkt ist.
Rotatorenmanschette Klinik
Bei LĂ€hmung eines Muskels innerhalb der Rotatorenmanschette kommt es zu Verstellungen des Oberarmknochens im Schultergelenk. Dies erhöht die Gefahr fĂŒr luxationen des Schultergelenks.
Beim Sturz auf den Arm oder auf die Schulter kommt es hÀufig zu Rissen, einer sogenannten Rotatorenmanschettenruptur, und manchmal auch zu Knochenabrissen an den AnsÀtzen des Musculus subscapularis und Musculus supraspinatus. Betroffen sind meist die sehnigen Anteile, da die MuskelansÀtze weniger durchblutet sind und unter hoher Spannung stehen.
Am hĂ€ufigsten treten Risse am M. Supraspinatus auf, gefolgt vom Infraspinatus und M. Subscapularis. Der Teres minor ist hingegen selten betroffen. Neben traumatischen Ursachen wie UnfĂ€llen können auch degenerative Prozesse z. B. infolge eines Impingement-Syndroms zu Sehnenrissen oder -anrissen in der Rotatorenmanschette fĂŒhren.