Folge 22 - UE Knochen des Beins

In dieser Folge beschäftigen wir uns mit den großen Knochen der Unteren Extremität. Dazu schauen wir uns den Femur, die Tibia und die Fibula genauer an und besprechen die Unterschiede. Klinisch besprechen wird das Phänomen der Coxa vara und valga.

Folge 22 - UE Knochen des Beins

Überblick

Das Bein setzt sich zusammen aus dem Oberschenkelknochen (Os femoris), dem Schienenbein (Os tibialis) und dem Wadenbein (Os fibularis). In dieser Reihenfolge werden wir daher auch in dieser Folge die Knochen und ihre wichtigen Knochenpunkte besprechen.

Oberschenkelknochen - Os femoris

Der Oberschenkelknochen ist einer der stabilsten Knochen in unserem Körper. Er besteht aus dem Oberschenkelkopf (Caput femoris), dem Oberschenkelhals (Collum femoris) und dem Oberschenkelschaft (Corpus femoris, der am distalen Ende die beiden Kondylen bildet (Epicondylus lateralis femoris und Epicondylus medialis femoris)

Das Caput femoris bildet die halbkugelförmige Gelenkfläche zum Hüftgelenk. Es schließt sich das Collum femoris an, welches euch in der Klinik oft in Form einer Oberschenkelhals-Fraktur begegnen wird. Das Collum femoris liegt in einem Winkel von ca.125 Grad auf dem Corpus femoris, der sogenannte Collum-Diaphysen-Winkel.

An diesem Übergang befinden sich zwei große Rollhügel, der Trochanter major und minor. Zwischen diesen Strukturen lassen sich dorsal die Crista intertrochanterica und ventral die Linea intertrochanterica visualisieren. Wenn man den Oberschenkelknochen von dorsal betrachtet, bilden Collum femoris und Trochanter major die Fossa trochanterica. Diese Strukturen sind Ansatzpunkte für verschiedene Muskeln.

Der Corpus femoris besizt dorsal weitere Ansatzpunkte. Wichtig sind hier die Tuberositas gluteae, die Linea pectinea und Linea asperia. Die Aufwerfungen des Knochens sind am besten mit einem dorsalen Blick auf den Knochen zu identifizieren.

Die Kondylen des Oberschenkelknochens bilden die proximalen Gelenkflächen des Kniegelenks. Aber dazu mehr in der Folge zum Kniegelenk.

Die Knochenbälkchen im Inneren des Knochens sind entlang der mechanischen Belastungslinien ausgerichtet, den trajektorellen Linien. Ihr erinnert euch bestimmt noch an die letzte Folge, in der wir uns den Aufbau der Hüfte angeschaut haben. Durch diesen besonderen Aufbau des Hüftgelenks steht der Oberschenkelknochen im Standbein schief, sodass das Körpergewicht nicht durch die Mitte des Knochens projiziert wird. Es entsteht eine hohe Biegespannung nach außen für den Corpus des Os femoris. Dieser wird durch eine Zuggurtung der lateral anliegenden Sehnenplatte entgegengewirkt, der Aponeurose.

Unterschenkel

Schienenbein (Os tibialis)

Das proximale Ende der Tibia ist das Caput tibiae, welches mit seinen Condylen das Tibiaplateau bildet. Die Condylen werden Condylus medialis tibiae und Condylus lateralis tibiae genannt. Zwischen beiden Condylen befindet sich eine Knorpelfreie Fläche die Eminentia intercondylaris. Sie ist der Ansatzpunkte für die Kreuzbänder dar.

Der Tibiaschaft (Corpus tibiae) hat einen annähernd dreieckigen Querschnitt. Daher kann man drei Flächen und drei Ränder, wie bei einem dreiflächigen Prisma identifizieren. Die Flächen werden Facies medialis, Facies lateralis und Facies posterior genannt. Margo anterior, Margo interosseus und Margo medialis sind die Bezeichnungen für die Ränder.

Für Ansatzsehnen sind die Tuberositas tibiae und die Linea musculi solei wichtig. Erstere befindet sich proximal ventral gelegen und die Linea musculi solei verläuft dorsal von proximal nach ventral.

Am distalen Ende befindet sich der Malleolus medialis, der den medialen Teil der Malleolengabel bildet. Die Maleolengabel ist ein Teil des oberen Sprunggelenks, dazu aber in einer anderen Folge mehr!

Wadenbein (Os fibularis)

Das proximale Ende der Fibula besteht aus dem Caput fibulae und dem Corpus fibulae. Auch hier lässt sich ein dreiflächiges kleineres Prisma erkennen, sodass bei der Fibula auch drei Flächen identifizierbar sind. Wir sprechen von der Facies medialis, der Facies lateralis und der Facies posterior.

Distal bildet der Malleolus lateralis der Fibula den lateralen Teil der Malleolengabel. Damit das Wadenbein und das Schienbein zusammen arbeiten können, sind sie proximal über ein straffes Gelenk, einer Amphiarthrose, verbunden. Distal sorgt eine bindegewebige Bandstruktur und weitere Bänder für Stabilität. Man spricht von einer Syndesmosis tibiofibularis.

Coxa valga und vara

Wir haben eben den Collum-Diaphysenwinkel des Femurs beschprochen. Zur Erinnerung: Das war der Winkel zwischen der Hauptachse des Oberschenkelhalses und der Längsachse des Oberschenkelschaftes. Wenn dieser Winkel kleiner als die physiologischen 120 Grad ist, dann spricht man von einer Coxa vara. Diese kann durch zu hohe axiale Belastung beispielsweise bei einer Rachitis entstehen. Eine Rachitis ist ein gestörter Einbau von Calcium und Phosphat in den Knochen.

Ursachen dafür können z.B. Vitamin-D-Mangel sein. Bei einseitiger Coxa vara erkennt man klinisch eine Beinverkürzung. Auch das Trendelenburgzeichen kann durch die verschobene Stellung von Trochanter major und minor positiv ausfallen.

Coxa valga

Eine Coxa valga liegt vor, wenn der Collum-Diaphysenwinkel größer als 140 Grad ist. Der Unterschied ist, dass es bei Neugeborenen und Kleinkindern durch die fehlende oder geringe axiale Belastung physiologisch ist. Bei Kindern und Erwachsenen dagegen nicht. Bemerkbar macht sich eine Coxa valga durch auftretende Leistenschmerzen.

So das war nun unsere Folge zu den großen drei Knochen der Unteren Extremität. Fassen wir das Wichtigste noch einmal zusammen.

  1. Der Oberschenkelknochen der stabilste Knochen in unserem Körper und wird in drei Anteile unterteilt (Caput, Collum und Corpus). Durch seine Struktur hat besitzt er eine große Ansatzfläche für Muskel..
  2. Das Os tibialis und das Os fibularis bilden den Unterschenkel und stehen über Gelenke miteinander in Verbindung. Beide haben eine dreiflächige Prismastruktur und bilden zusammen die Malleolusgabel.
  3. Coxa vara und Coxa valga bezeichnen Fehlstellungen des Beines, die auf unterschiedlichen Collum-Diaphysenwinkelgrößen beruhen. Dabei bezeichnet Coxa vara den Winkel unter 120 Grad und Coxa valga den Winkel über 140 Grad.