Lehrarzt: "Ein bisschen weniger Kraft tut es auch …"
Meine Strategie war schon immer Angriff ist die Beste Verteidigung. Wenn ich Angst habe oder mich unsicher fühle habe ich tatsächlich ein Talent als die Selbstbewussteste Person der Welt aufzutreten und mit voller Kraft voraus in die unbekannte Situation zu gehen.
Ich bin mitten in meinem ersten Patientenpraktikum in einer Hausarztpraxis. Ich habe meinem Lehrarzt jetzt schon ein paar mal bei einem Check-Up zugesehen. Er schlägt mir vor, dass ich beim nächsten Patienten einfach mal den Check-Up selber mache. Der Patient sei ein langjähriger guter Freund von ihm und das sollte schon passen, weil wie gesagt für Patienten bist du so oder so Arzt.
Unsicher merke ich an, dass ich die meisten Untersuchungsmethoden noch nicht gelernt habe. Er winkt ab und sagt ich solle einfach mal machen. Frei nach dem Motto „Probieren geht über studieren“.
🩺 Abklopfen der Wirbelsäule
Der Patient kommt herein zur Untersuchung und fängt ein gemütliches Pläuschchen mit seinem langjährigen Freund aka meinem Lehrarzt an. Ich gehe in meinem Kopf die Schritte der Untersuchung durch. Als erstes kommt das Abklopfen der Wirbelsäule. Hatte ich bisher noch nie gemacht, betrachte es aber als eine der einfacheren Aufgaben.
Der Patient presst nur ein "Schon Ok" hervor …
Beherzt und aufgeladen von einer Menge Adrenalin haue ich mit meiner Faust auf den Rücken des Patienten. Die gemütliche Plauderrunde ist schlagartig vorüber, mein Patient fliegt noch vorne und japst nach Luft. Schallendes Gelächter kommt aus der Ecke von meinem Lehrarzt mit dem Hinweis dass ein bisschen weniger Kraft es auch tun würde. Peinlich verlegen entschuldige ich mich beim Patienten, dieser presst nur ein „Schon Ok“ hervor und ich achte penibel darauf für den Rest der Untersuchung deutlich vorsichtiger vorzugehen.
